Historischer Überblick

Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Streckenlänge: 14,22 km
04.05.1887
Konzession des Großherzogtums Hessen für die Strecke Sprendlingen – Wöllstein für 50 Jahre
11.10.1888
Betriebseröffnung der Strecke Sprendlingen – Wöllstein
11.02.1895
Übergabe an die Süddeutsche Eisenbahn-Gesellschaft (SEG)
28.07.1897
Konzession des Großherzogtums Hessen für die Strecke Wöllstein – Fürfeld für 50 Jahre
05.10.1898
Betriebseröffnung des Streckenabschnittes Wöllstein – Fürfeld
01.01.1953
Übergabe der Strecke an das Land Rheinland-Pfalz und Betriebsführung durch die Deutsche Bundesbahn (DB)
01.04.1953
Einstellung des Personenverkehrs
31.12.1958
Einstellung des Güterverkehrs Wöllstein – Fürfeld
01.01.1959
Herabstufung des Streckenabschnittes Wöllstein – Sprendlingen zur Anschlussbahn und Abbau der Gleise Wöllstein – Fürfeld
14.05.1973
Kündigung des Anschlussbahnvertrags zum 31.12.1973
31.07.1973
Letzte Fahrt
1974
Abbau einer schönen und landschaftlich reizvollen Strecke
Zur Geschichte
Die Strecke diente zur Erschließung der Steinbrüche bei Frei-Laubersheim und Neu-Bamberg, dem Transport landwirtschaftlicher Erzeugnisse wie Rüben und Wein und der Produkte der Wöllsteiner Ziegelindustrie.
Der Personenverkehr hatte nur eine untergeordnete Bedeutung. Der Schwerpunkt des Personenverkehrs lag werktags im Arbeiter- und Marktverkehr und Sonntags im Ausflugsverkehr.
Bis zu sechs Zugpaare verkehrten täglich in jeder Richtung. „Vor dem Krieg (1939) herrschte auf der Bahnstrecke Hochbetrieb“ erinnerte sich der ehemalige Wöllsteiner Bahnhofsvorsteher Philipp Kunkelmann. Der Blick auf die Statistik bestätigt dies.
Nachem 2. Weltkrieg fuhr das „Bawettchen“ sogar für kurze Zeit bis nach Armsheim, da in Sprendlingen noch kein Anschluss nach Alzey hergestellt war.
Die Strecke in der Rheinhessischen Schweiz wurde von zwei Tenderlokomotiven der Baureihe T3, vier Personenwagen, zwei Güterwagen sowie zwei Bahnmeisterwagen befahren.
Nachdem der Personenverkehr eingestellt wurde und nur noch Güter auf der Anschlussbahn transportiert wurden, waren auf der Strecke die Kleinlokomotive der Baureihe Köf II im Einsatz.
Mit Bau der Autobahn A61 kam die Stilllegung der Reststrecke, da ein Brückenbau zu teuer erschien.
Auf der Trasse zwischen Wöllstein und Frei-Laubersheim verläuft heute ein Rad- und Wanderweg.
In der SWR Fernsehen Sendung Eisenbahn-Romantik ist die Folge 999 (Erstausstrahlung 23. Oktober 2020) dem Bawettche gewidmet. Es ist auch gleichzeitig die letzte Folge mit dem langjährigen Sprecher Jo Jung, der in Rheinhessen heimisch ist und sich auf Spurensuche in die Heimat begibt.
Zur Erhaltung des Andenkens an die ehemalige Bahnstrecke hat sich 2017 die IG Bawettche e.V. gegründet. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die alte Bahnstrecke Sprendlingen – Fürfeld (mit Schwerpunkt Wöllstein) im Modelleisenbahn-Maßstab 1:87 (H0) wieder auferstehen zu lassen. Die Vereinsanlage rund um den Wöllsteiner Bahnhof wird regelmäßig der Öffentlichkeit präsentiert.
Woher kommt der Name „Bawettche“?
Bawettche ist eine im rheinhessischen Dialekt gebräuchliche Verkleinerungsform des weiblichen Namens Babette.
Um die Entstehung des Namens für die Bahnstrecke ranken sich verschiedene Mythen und Legenden. Drei bekannte Entstehungsvarianten sind:
– Die erste Passagierin, die mitfuhr, hieß der Legende nach Babette.
– Eine Wöllsteinerin mit dem Namen Babette schrieb im Jahr 1908 eine Postkarte an ihren Vater, der als Katastergeometer arbeitete und dadurch auf die Idee kam, der Lokomotive den Namen Bawettche zu verpassen.
– Laut dem damaligen Lokführer Jakob Vollmer verfügte ein Vorstandsmitglied der Betreibergesellschaft SEG, die Bahn nach seiner Tochter Babette zu nennen.
