Historie

Der Ursprung von Wöllstein reicht weit zurück. Wöllstein ist besiedelt seit vorchristlicher Zeit und seit der Römerzeit – viele Funde (Auf der Kissel, Ernst-Ludwig-Straße, Spatenmühle…) deuten darauf hin.
Zum ersten Mal in der Geschichte wird Wöllstein erwähnt unter dem Namen Welthistein mit Datum vom 18.07.855 n.Chr. in einer Urkunde des Lorscher Codex.

Bald danach war es für viele Jahrhunderte im Besitz des Klosters Maximin bei Trier und ab dem 14. Jahrhundert ist Wöllstein im Besitz von den Wildgrafen & den Raugrafen (Die Anteile sind verworren).

Die Grafen von Spanheim, die Kurpfalz, Baden und Veldenz, das Haus Nassau, das Haus Falkenstein – alle hatten in späteren Jahren Anteile an Wöllstein.

Ende des 17. Jahrhunderts erlangte auch Kurmainz einen Anteil an Wöllstein.

1797 wird Wöllstein französisch und 1815 hessisch.

1816 bekam unsere Region den Namen Rheinhessen seit 1852 gehört es zum Kreisamt Alzey.
Nach einer wechselhaften Geschichte im 20. Jahrhundert fühlen wir uns Anfang des 21. Jahrhunderts nun als Rheinhessen im Landkreis Alzey-Worms.

Wöllstein hatte am 31.12.2014: 4.594 Einwohner

Die Größe der Wöllsteiner Gemarkung beträgt 12 km²

Die Höhe ist 134 mm ü. NN

Unser Wappen zeigt das Mainzer Rad und den Nassauer Löwen.

Wöllstein ist Sitz der Verbandsgemeinde Wöllstein, größte Gemeinde innerhalb der Verbandsgemeinde und Grundzentrum mit Infrastruktur für die Umgebung.

Öffentliche Gebäude in Wöllstein

Evangelische Kirche, Ernst-Ludwig-Straße

Die alte Simultankirche wurde schon 962 n. Chr. genannt, sie brannte 1371 nieder, wurde wieder aufgebaut und 1383 wieder eingeweiht.

Heute ist nur noch der Chorturm aus dieser Zeit, der Kern ist spätgotisch aus dem Jahr 1515, die Erweiterung war 1812-16, der Wiederaufbau 1911/1912.

Seit 1565 ist sie auch reformierte Kirche und ab 1685 Simultankirche bis zum Neubau der katholischen Kirche in der Kirchstraße.

Katholische Kirche, Kirchstraße

Gebaut in den Jahren 1906/07, eingeweiht 1908, mit barockem Altarkruzifix aus dem 18. Jh.

Rathaus der Ortsgemeinde, Ernst-Ludwig-Straße

Das Rathaus ist Sitz der Ortsgemeinde und Dorfgemeinschaftshaus für Vereine.

Es wurde um 1815 als Amtsgerichtsgebäude gebaut und blieb dies bis zum Neubau in der Bahnhofstraße.

Verbandsgemeindeverwaltung, Bahnhofstraße

Das ehemalige Amtsgericht in der Bahnhofstraße aus dem Jahr 1905 ist heute Sitz der Verbandsgemeindeverwaltung.

Wasserturm

Das Wahrzeichen Wöllsteins ist der Wasserturm auf dem Höllberg. Er ist aus dem Jahre 1906: Ein historisierender Bruchsteinbau, der ursprünglich als Wasserbehälter gebaut wurde. Heute wird er nur noch als Aussichtsturm genutzt, aber diese Aufgabe erfüllt er sehr gut! Der Wasserturm steht unter Denkmalschutz.

Bis 1977 waren die Wasserbehälter in Betrieb, dann erfolgte Inbetriebnahme der neuen Wasserhochbehälter auf dem Höllberg.

Gemeindezentrum, Great-Barford-Straße

Das Gemeindezentrum der Ortsgemeinde ist aus dem Jahre 1988 und im Gemeindeleben der Wöllsteiner nicht mehr weg zu denken: Treffpunkt des gemeindlichen Lebens mit großem Veranstaltungssaal, Seniorenraum, Jugendtreff und Bauhof.

Haus der Begegnung, Alzeyer Straße

Mit Mitteln der Stadtsanierung wurde das Wohnhaus als Begegnungsstätte für Jung und Alt im Jahre 1994 von der Ortsgemeinde erworben und für die öffentliche Nutzung umgebaut. Vorher war es das Wohnhaus eines landwirtschaftlichen Betriebes.

Die Appelbach und die Wöllsteiner Mühlen

Der Appelbach entspringt im Nordpfälzer Bergland südwestlich des Donnersberges, etwa 1 Kilometer nordöstlich von Falkenstein an der Westflanke des Kübelbergs auf einer Höhe von 395 m ü. NN. Von hieraus fließt er vorrangig in nördliche Richtungen.

Der Appelbach mündet gegenüber von Bretzenheim auf 98 m ü. NN rechtsseitig in die Nahe. Auf seinem 39,6 km langen Weg überwindet der Appelbach einen Höhenunterschied von 297 m. Er entwässert sein 174,615 km² großes Einzugsgebiet über Nahe und Rhein in die Nordsee und gehört deshalb zum Flusssystem des Rheins.

Appelbach bedeutet Abfluß oder Abfallbach (Appula)

In Wöllstein gab es schon früh viele Mühlen entlang des Appelbaches, doch heute ist keine mehr in Betrieb:

  • Bannmühle/Schloßmühle ist die älteste aus dem 14. Jahrhundert
  • Mittelmühle aus dem Jahr 1611 und daneben die
  • Neumühle,
  • Würzmühle (Würzgärtchen) – existiert schon lange nicht mehr,
  • Spatenmühle = Hammerschmiede
  • Ölmühle und die
  • Druck’sche Mühle

Gericht und Notariat in Wöllstein – Wöllsteiner Weistum

Schon im tiefsten Mittelalter war Wöllstein eine Gerichtsstätte. Es war etwa nicht ein kleines sogenanntes Marktgericht hier, sondern ein größeres mit „14 Schöffen“ besetztes Gericht, an welchem „aller gemeinen Herren freundt und Amptleut“ teilnehmen mußten. Nach dem Wöllsteiner Weistum vom Jahre 1486 fand in Wöllstein alle Jahr „ein gebotten Ding“ (also ein ordentlicher Gerichtstag) „uff den nechsten montag nach Martinei, im Winter gelegen“ statt.

Sollte sonst „ein gebotten Ding“, das gewöhnlich alle 4-6 Wochen stattfand, gehalten werden, dann musste nach dem genannten Weistum ein Tag zuvor „mit geleuten glocken“ durch den gemeinsamen Büttel dies verkündet werden. Wenn diese Ankündigung nicht erfolgte, dann erhielten „Schöffen und Gemeindsmannen“ strenge Strafen.

Am Gerichtstag selbst musste der Schultheiß, der den Vorsitz führte, die Schöffen an ihre Gelübde und an ihren Eid ermahnen, auf dass sie alle „ruchbaren Dinge, brüch und frevel“ angeben. „Morgens um 6 Uhr soll eine Frühmesse sein, um 7 Uhr soll es zum Ding läuten, um 8 Uhr soll es anheben, auf dass es um 10 Uhr aus ist.“

Das Gericht urteilte über „brüch, frevel, hoch und nieder, auch über den Hals, leib, haupt, dieb und diebin und alle andre strafbar missetätige Menschen“. In diesem Weistum ist auch bestimmt, dass in Wöllstein ein jedes Haus jährlich eine Erntegans und ein Fastnachtshuhn als Zins geben musste.

Es gab hier 3 Zinstage:  

  • „Tag nach Mariä Geburt“ – er war für Zinskorn (sog. Frechtkorn)
  • „Der 5. Tag Martini“ – er war für „habern und kappenzins“.
  • „uff Andreä,“ – da soll ein jeder sein Geldzins dem Fauth (Steuererheber) zu Haus bringen.

Nach dem Kreuznacher Weistum von 1601 besaßen die Dörfer Wöllstein, Voxheim, Norheim u.a.m. das Landgericht zu Kreuznach und urteilten über das Blut. Sie hatten deshalb auch das Recht, in und aus der Stadt mit ihrem Gefährt zollfrei zu fahren und vom Malter Frucht nur einen Heller zu geben.

In späterer (Mainz-Nassauischer) Zeit war kein höheres Gericht mehr hier. Verwaltung und Justiz waren damals nicht getrennt. Gerichtstage, die für beides zuständig waren, fanden in Wöllstein alle 14 Tage statt. Die beiden Ober- und Unterschultheißen und die Gerichtsmänner mussten an demselben teilnehmen.

Das Friedensgericht wurde in Wöllstein in der französischen Zeit im Jahre 1798 eingerichtet. Seit dem 1. Oktober 1879 führte es den Namen Amtsgericht und war seit 1910 im Gebäude in der Bahnhofstraße 10 untergebracht. Seit Auflösung des Amtsgerichtes befindet sich seit 1975 die Verbandsgemeindesgemeindeverwaltung Wöllstein in diesen Räumen.

Die Schulen in Wöllstein

Folgende Schulen gab es in früheren Zeiten in Wöllstein:

Bis 1875 bis zu 3 Konfessionsschulen in der Ernst-Ludwig-Straße,
ab 1876 die Kommunalschule,
eine Gewerbeschule und eine höhere Bürgerschule und es gab
die Präperantenanstalt, die ein Vorseminar zur Ausbildung zum Lehrer war.

Heute haben wir in Wöllstein:

  • Grundschule Am Appelbach aus dem Jahre 1962, erweitert 2004
  • Realschule Plus aus dem Jahre 1983, erweitert 2000

Beide Schulen mit Ganztagsbetreuung. Die Realschule plus hat seit 2008 ein eigenes modernes Mensagebäude.

Opfer in der Zeit des Nationalsozialismus in Wöllstein

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts lebten drei jüdische Familien (10 Personen) in Wöllstein. Um 1820 wurde der jüdische Friedhof angelegt; schon vor 1850 hatten die Juden einen eigenen Betsaal.

1900 wohnten 67 Juden am Ort, 1933 45 Personen. In den ersten Jahren der Nazizeit verließen zahlreiche jüdische Einwohner auf Grund der Anfeindungen, Entrechtung und Verfolgung durch die Nazis Wöllstein: 7 nach den USA (Familie Mendel), 5 nach Argentinien (Familie May); andere verzogen in größere Städte in Deutschland, vor allem nach Frankfurt.

Die Arbeitsgruppe „Gegen das Vergessen“ in der Ortsgemeinde Wöllstein will die Schicksale Wöllsteiner Familien während der Nazizeit dokumentieren, der ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger gedenken und gegen das Vergessen angehen.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Reichspogromnacht wurde die Ausstellung „Reichspogromnacht in Wöllstein – November 1938“ im Rathaus der Ortsgemeinde Wöllstein am 10. November 2013 um 11:15 Uhr eröffnet.

Einen Bericht über die Eröffnung mit Fotos finden Sie unter „Nachrichten“.

Zur Ausstellung wurde ein umfangreiches Begleitheft erstellt, das wir Ihnen hier zeigen. Darin finden Sie viele Informationen über unsere ehemaligen jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Auch die Ausstellung wird aufgeführt: Sie können die Banner, die Bestandteil der Ausstellung sind und die Einzelschicksale der Wöllsteiner Familien nachlesen. Bei Interesse die Ausstellung zu besuchen, nehmen Sie bitte Kontakt über die Ortsgemeindeverwaltung Wöllstein auf. Termine können dort vereinbart werden.

Begleitheft zur Ausstellung: Begleitheft

Wir danken Helmut Degen für die englische Übersetzung: Night Of Broken Glass

Im Jahre 2015 wurde die Ausstellung zum Thema Euthanasie in der Zeit des Nationalsozialismus ergänzt. Es gab auch zwei Banner über Wöllsteiner Opfer: Euthanasie in der Zeit des Nationasozialismus

Im Jahre 2016, im Rahmen der Feierlichkeiten zu 200 Jahre Rheinhessen, gab es eine erneute Ausstellung. Dieses Mal mit dem Schwerpunkt: Juden in Rheinhessen: Juden in Rheinhessen

Berichte über die Ausstellungen finden Sie in der Rubrik „Nachrichten“ u.a. mit dem Suchbegriff des Arbeitskreises „Gegen das Vergessen“.

Unser Bawettchen

Herr Curt Menges aus Wöllstein hat der Ortsgemeinde Wöllstein einen ausführlichen Beitrag zum Wöllsteiner Bawettchen mit sehr umfangreichen Bildmaterial zur Verfügung gestellt. Dafür sagen wir herzlichen Dank und freuen uns, dass damit unserem „Bawettche“ ein bleibendes Denkmal gesetzt wurde. Danke auch an alle, die Herrn Menges dabei unterstützt haben!